Casa Rossa Chemnitz: Roter Ziegel, neue Baukultur

Mit der Casa Rossa gelingt ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie zirkuläres Bauen, Rückbesinnung auf Materialien und eine Idee als Haltung zusammenwirken. Das Buch „Casa Rossa Chemnitz“ dokumentiert, wie aus einem vergessenen Gründerzeithaus ein zeitgemäßes Musterprojekt wurde – im Dialog mit Nachbarschaft, Kultur und Geschichte.
Foto: Steffen Spitzner für bodensteiner fest Foto: Steffen Spitzner für bodensteiner fest
Foto: Steffen Spitzner für bodensteiner fest

Wer durch den Chemnitzer Sonnenberg schlendert, trifft auf das wegweisende Projekt Casa Rossa – einen kantigen, roten Koloss, der auf den zweiten Blick brillant erzählt, wie nachhaltige Baukultur im 21. Jahrhundert aussehen kann.

Der Sonnenberg galt lange als Sorgenkind: kaputte Fenster, bröckelnder Putz, postapokalyptisches Flair. Doch inzwischen ist das Viertel ein Labor für Baugruppen, Künstler und Architekten voller Tatendrang – gegen den strengen Zahn der Zeit.

Annette Fest und Christian Bodensteiner wollten nicht einfach sanieren: Sie wollten Charakter bewahren – ohne ihn in Wärmedämmung zu ersticken. Das Projekt entstand aus engagiertem Miteinander, einer Prise Trotz und architektonischem Feingespür. Umbauen wurde zur Disziplin – pragmatisch, ressourcenschonend und geradezu sinnlich dicht.

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Das Herzstück: historische Ziegel, vermutlich aus einer benachbarten Ziegelei, sorgfältig gereinigt, klimafreundlich verbaut. Kein neuer Stein – stattdessen Kontinuität. Die Jury des Heinze Awards würdigte das Ergebnis als „archaische Kraft“ und „klare architektonische Auffassung“.

Raumregie mit Spannung: enge Bäder treffen auf helle Wohnräume, grober Sichtziegel neben feinen Türdetails. Wo früher zwei Wohnungen lagen, flutet heute Licht in offene Ebenen. Im Dachgeschoss – Maisonette mit Galerie und Terrasse. Ein Spiel aus roh und elegant, intim und großzügig.

Eindrucksvoll: die „Hausbesetzung für 48 Stunden“ kurz vor Fertigstellung. Das Haus wurde zur Bühne – für Musik, Gespräche und Begegnungen. Für ein Wochenende wurde aus der Baustelle ein Ort der Öffentlichkeit. Architektur, die Menschen zusammenbringt – auch das gehört zum Selbstverständnis der Casa Rossa.

„Casa Rossa Chemnitz“ zeigt den Weg vom Ruinen-Anfang bis zum preisgekrönten Architektur-Wunder. Die Autoren – Architekten und gleichzeitig Bauherren – dokumentieren mit viel Bildmaterial, wie sie ein leerstehendes Gründerzeithaus in ein Vorzeigeprojekt verwandelten. Im Fokus: Der Prozess, der respektvolle Umgang mit historischen Ziegeln, Nachhaltigkeit wird hier lebendig – und architektonisch packend.

Die Bilder im Buch stammen von Steffen Spitzner für bodensteiner fest, bodensteiner fest und Leonie Fest.

Casa Rossa Chemnitz
Ein Beitrag nachhaltiger Baukultur Herausgeber bodensteiner fest

Mit Beiträgen von Bgm. Michael Stötzer, Maria Meinel, David Kasparek, Sabine Hausmann und Martin Neubert, Katharina Lichtner, Annette Fest und Christian Bodensteiner
Deutsch / Englisch, 228 Seiten, 248 Fotos, 32 Pläne 17 x 26 cm, Softcover, 2025 Deutscher Architektur Verlag, ISBN 978-3-946154-90-7, 58 €
shop.deutscher-architektur-verlag.de/casa-rossa-chemnitz

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