Es gibt Orte, an denen Architektur sich nicht über die Natur erhebt, sondern ihr lauscht. Wo Design nicht dominiert, sondern interpretiert. In Kirchberg, einem charmanten Ort zwischen Bergflanken und Skihang, ist genau das geschehen – in Form zweier Zwillingsapartments, die so gleich und doch so unterschiedlich sind, wie nur Geschwister es sein können. Geplant vom Mailänder Studio Storagemilano, inszeniert als Hommage an alpine Traditionen und urbanen Stil.

Messing trifft auf Stahl, Natur auf Struktur
Der Clou dieser beiden Wohnungen liegt nicht allein in ihrer räumlichen Spiegelung – es ist das subtile Spannungsfeld zwischen Gegensätzen, das den Reiz ausmacht. Warme Materialien wie geöltes Holz und Alcantara stoßen auf kühlen Stahl und markanten Travertin. Die Formensprache bleibt klar, schnörkellos, fast asketisch – und wird doch immer wieder durch kleine Überraschungsmomente gebrochen. Typisch etwa: die Deckenbalken im Stil alter Bauernhäuser, die wie ein architektonisches Augenzwinkern an die alpine Vergangenheit erinnern.

Dabei gelingt das Kunststück, das viele alpine Neubauten oft verfehlen: Das Panorama spielt nicht bloß Kulisse, es wird integraler Bestandteil der Innenräume. Großzügige Fensterfronten öffnen den Blick auf das Bergmassiv, lassen Licht, Himmel und Wetter zur täglichen Dramaturgie werden.

Wasser als Statement: Die Bäder als Rückzugsorte mit Charakter
Die vier Bäder der Apartments – je zwei pro Wohnung – funktionieren wie private Spas, in denen Form, Material und Technik eine stille Allianz eingehen. Tara von Dornbracht übernimmt dabei eine Hauptrolle, allerdings ohne Star-Allüren. Die ikonischen Wandarmaturen mit den kreuzförmigen Griffen fügen sich selbstverständlich ins Ensemble ein, setzen mit ihrer dunklen Oberfläche aber auch bewusste Akzente. In dunklem Naturstein oder hellem Travertin gebettet, entfalten sie eine Präsenz, die eher flüstert als schreit – ein Understatement mit Haltung.

Die Badarchitektur selbst zeigt sich offen und raumgreifend: Statt klassischer Abtrennungen regieren Durchlässigkeit und fließende Übergänge. Ein schmaler Gang verbindet Waschplatz, Ruhebank und Nassbereich – funktional durchdacht und zugleich sinnlich gestaltet. Auch hier: das Spiel der Kontraste, von Farbwerten, Texturen und Licht.

Design, das nicht gefallen will – sondern überzeugt
Storagemilano, das Studio hinter diesem Projekt, hat in Kirchberg nicht einfach schöne Wohnungen entworfen. Vielmehr scheinen die Räume ein Eigenleben zu führen, balancieren zwischen internationalem Stilbewusstsein und lokaler Verankerung. Es ist dieses feine Gespür für Atmosphäre, das die Apartments besonders macht. Keine Showarchitektur, kein Alpendeko-Kitsch. Stattdessen: eine stille Eleganz, die sich mit jedem Blick neu entfaltet.
Und so wirken die beiden Apartments wie ein Zwiegespräch zwischen den Extremen – urban und ländlich, kühl und warm, geradlinig und verspielt. Ganz so, als hätte man versucht, das Wesen der Alpen in Räume zu gießen. Und es wäre tatsächlich gelungen.