Wenn ein Hotel auf 550 Höhenmetern zwischen Wald, Wein und Wiesen residiert, könnte man meinen, die Aussicht sei sein größter Schatz. Doch im Fall des Hotel Avidea in Algund wäre das nur die halbe Wahrheit – denn das, was hier auf dem einstigen Fundament einer kleinen Pension mit sieben Zimmern gewachsen ist, ist weit mehr als ein Panoramapunkt mit Betten. Es ist ein diskret-luxuriöser Rückzugsort, der sich nicht mit Protz, sondern mit Gefühl ins Gedächtnis einbrennt.

Ein Haus mit Geschichte – und mit Vision
Seit 1989 hat sich das Avidea langsam, aber zielstrebig entwickelt: Von der bescheidenen Pension hin zur Fünf-Sterne-Residenz mit nunmehr 29 Suiten, die man ganz bewusst wieder reduziert hat – als Zeichen für Qualität statt Quantität.

Hinter dem Haus steht Familie Bacher-Pircher, die in dritter Generation Gastgeberin aus Überzeugung ist. Tochter Melanie und Schwiegersohn Martin kümmern sich nicht nur um operative Details, sondern auch um die Weiterentwicklung des Hauses – etwa beim kulinarischen Konzept, das sich mehr Eigenständigkeit und Raffinesse auf die Fahne schreiben möchte.

Suiten mit Seelenruhe
Die Zimmer – pardon: Suiten – verstehen sich als Rückzugsräume für Menschen, die sich selbst wieder begegnen wollen. Großzügig im Schnitt, warm in der Farbwahl, mit Infrarotkabinen, offenen Wohnkonzepten und weiten Fensterflächen, die das Licht einfangen und die Natur ins Innere holen.

Ob man in der Natura Rooftop Suite das Himmelspanorama bestaunt oder in der Delizia Garden Suite die Apfelbäume beim Blühen beobachtet – jede Wohneinheit erzählt ihre eigene Geschichte von Ruhe, Weite und Wohlgefühl.

Wellness mit Weitblick
Der neu gestaltete Wellnessbereich ist ein Paradebeispiel für Understatement-Luxus. Keine überdimensionierten Tempel, sondern durchdachte Räume aus natürlichen Materialien, die das Körpergefühl streicheln. Der beheizte Infinitypool mit Durchgang ins Freie – eher ein stilles Versprechen als ein Instagram-Motiv.

Und die Dachterrasse mit Sky-Pool: ein Ort zum Schweigen, nicht zum Posen. Zwei Aufzüge bringen die Gäste je nach Bedürfnis entweder zu den Saunen oder ins kühle Nass. Das Holz, die Farben, der Blick – alles scheint auf eine leise Art heilsam.
Wandern, entdecken, erleben
Wer das Bedürfnis nach Bewegung verspürt, muss nicht lange suchen. Direkt vor der Tür beginnt der berühmte Algunder Waalweg, der sich wie ein Naturband durch die Hänge schlängelt. Bis Meran sind es rund 40 Minuten zu Fuß – ein angenehmer Spaziergang mit stetigem Panorama. Wer lieber hoch hinaus will, findet in der Texelgruppe alpine Herausforderungen, und wer es ganz entspannt mag, besucht die Gärten von Schloss Trauttmansdorff oder nimmt mit dem Südtirol Guest Pass einfach den Bus. Der hält praktischerweise fast vor der Tür.

Kulinarik mit Potential – und einer Prise Aperitif-Magie
Das Restaurant folgt einem strukturierten Konzept mit Wahlmenü (regional, modern, vegetarisch) und à-la-carte-Optionen. Das Frühstück punktet mit Vielfalt und Qualität, auch wenn es zu Stoßzeiten etwas eng werden kann. Besonders charmant: die Open-Bar-Philosophie, bei der von vormittags bis abends Kaffee, Cocktails und Weine zur freien Verfügung stehen – ein Konzept, das fast südländisch wirkt in seiner entspannten Großzügigkeit. Wer mag, startet den Abend mit einem Südtiroler Gin Tonic oder einem glasweise ausgeschenkten Chardonnay – ganz ohne Rechnungsstress.

Fazit: Ein Ort, der sich zurücknimmt – damit der Gast aufblühen kann
Das Hotel Avidea ist kein Ort der spektakulären Gesten, sondern einer der subtilen Erlebnisse. Es schenkt Raum, Licht, Stille – und ein Gefühl von Geborgenheit auf Fünf-Sterne-Niveau. Der Blick schweift, der Geist kommt zur Ruhe, die Zeit dehnt sich. Und genau darin liegt sein Luxus.