Ein Bericht unserer Redaktion, die sich auf 1100 Metern ein kleines bisschen neu verliebt hat – in Architektur, Aussicht und Brennnesselsuppe.
Schon die Anfahrt ist ein Versprechen: Man verlässt Bozen – diese italienischste aller Südtiroler Städte – und beginnt, sich wie in Zeitlupe nach oben zu schrauben. Kurve für Kurve, begleitet vom leisen Plätschern der Etsch irgendwo unten und dem sattgrünen Hauch der Rebstöcke zur Linken. Und plötzlich, nach ein paar Serpentinen mehr, liegt es da: das Hotel Belvedere, wie hingetupft an den Rand der Welt. Oder zumindest ans obere Ende von Jenesien.

Eine Architektur mit Haltung und Horizont
Ankommen im Belvedere fühlt sich an, als hätte jemand Ordnung in die Schönheit gebracht. Kein überdekoriertes Alpenkitsch-Resort, sondern ein Haus mit Charakter, gebaut von Menschen mit architektonischem Feinsinn. Die Handschrift von Michaela Wolf und Gerd Bergmeister – beide aus dem renommierten Atelier bergmeisterwolf – ist klar und doch warm, modern und gleichzeitig erdverbunden. Holz, Glas, Raum – viel Raum. Wer hier eintritt, spürt: Hier wird nicht nur gewohnt, hier wird gestaltet. Und das mit Preisen belegt: Gold beim „20 best architecture award“ ist kein Zufall, sondern verdient.

Der Luxus des Blicks
Und was für ein Blick! Vom Infinity-Pool hinaus auf den Schlern, den Rosengarten und hinunter ins mediterrane Überetsch. „Belvedere“ – das klingt wie ein Versprechen, und es wird gehalten. Wer morgens den Vorhang zur Seite schiebt, sieht nicht nur ein Panorama, sondern fast so etwas wie einen Zustand: Klarheit. Weite. Eine Art von innerer Ordnung.

Gastgeberin mit Gespür und eine Farbe namens „Lagrein“
Renate, die Gastgeberin, spricht von Holz und warmen Farben, vom Wohlfühlen ohne Purismus. Und tatsächlich: Das Belvedere ist durchkomponiert, aber nie steril. Eine der Farben im Haus heißt übrigens „Lagrein“ – wie der tiefrote Südtiroler Wein. Man kann ihn hier auch verkosten. Und sollte das tun. Genauso wie man die Kunstwerke betrachten sollte, die das Haus dezent, aber wirkungsvoll durchziehen. Kleine Interventionen mit großem Effekt.

Kulinarik zum Dableiben
Die Küche? Eine Liebeserklärung an die Region. Fein, nicht verspielt, bodenständig im besten Sinne. Wer im Restaurant Frieda’s Fine Dining sitzt, bekommt Südtirol auf dem Teller – neu interpretiert, aber nie abgehoben. Die Brennnesselsuppe wurde in unserer Redaktion noch lange diskutiert – als Beweis, dass selbst vermeintlich Einfaches zum kulinarischen Statement werden kann.

Morgens gibt’s Frühstück mit der Sonne, nachmittags Kuchen und Stuzzicini, abends Menüs mit Tiefgang. Und das Beste: Man bleibt. Keine Spur von „Wo gehen wir heute Abend essen?“. Warum auch?
Wellness mit Weitblick

Der Spa-Bereich ist mehr als ein Ort der Erholung – er ist eine stille Einladung zur Entschleunigung. Außenpool, Biopool, Außensauna – alles mit Aussicht. Und mit Bedacht gestaltet. Die Produkte stammen von Pharmos natur, das Lärchenöl kommt vom nahegelegenen Salten. Der Duft nach Wald und Weite – unverwechselbar.
Gesundheit mit Konzept
Ein kleines Detail mit großer Wirkung: Die im Haus integrierte Arztpraxis von Dr. Hans Leonhardy. Europäische Schulmedizin trifft hier auf traditionelle Chinesische Medizin – für Gäste, die nicht nur abschalten, sondern auch regenerieren wollen. Ein bemerkenswerter Zusatz, der das Wellness-Angebot auf eine andere Ebene hebt.

Bewegung, aber mit Stil
Wer sich dann doch bewegen möchte – ohne Stress, versteht sich – nimmt sich ein Cube-E-Bike vom Haus und erkundet die Gegend. Die Weingüter Terlan, Kaltern und Schreckbichl sind nicht nur klingende Namen, sondern auch lohnende Ziele. Die Aussicht, der Fahrtwind, ein Glas Lagrein – man beginnt zu begreifen, was „dolce vita“ in den Bergen bedeutet.

Fazit? Ein Haus, das bleibt
Das Belvedere ist kein Hotel, das man „macht“. Es ist ein Ort, den man erlebt – und der danach lange in einem nachklingt. Vielleicht liegt es an der klaren Luft, der Abwesenheit von Hektik, der Architektur oder dem unverschämt guten Apfelkuchen am Nachmittag. Wahrscheinlich ist es das Zusammenspiel von allem.
Würden wir wiederkommen? Mit Leichtigkeit. Oder besser gesagt: mit Lust. Denn wer einmal oben war, weiß, wie gut es tut, über den Dingen zu stehen.