In einer Designwelt, die sich gern in gedeckten Tönen und skandinavischer Zurückhaltung übt, tanzt Mexicola Living ganz bewusst aus der Reihe – in kräftigem Magenta, mit Mosaik aus Spiegelglas und einem unerschütterlichen Faible für das Ungewöhnliche. Wer hier an Interior denkt, denkt nicht an Einrichtung. Sondern an Inszenierung.

Gegründet wurde das Schweizer Label im Jahr 2020 von Rebecca Morgenthaler – einer Frau, die Räume weniger als Wohn- denn als Erzählräume begreift. Morgenthaler denkt in Stimmungen, Atmosphären, Texturen. Ihre Entwürfe sind keine gefälligen Antworten auf Interiortrends, sondern visuelle Erzählungen, oft wild, stets stilsicher.

Mexicola Living ist dabei weniger ein Studio im klassischen Sinn als eine Haltung. Eine, die laut „Ja“ sagt – zu Individualität, zur Kunst, zur Emotion.
Raumgefühl statt Raumlösung

Es wäre zu einfach, Mexicola Living als Antithese zum Minimalismus zu beschreiben – auch wenn der Kontrast verlockend ist. Während andere mit Sandtönen und Zen-Ambitionen auf Ruhe setzen, bringt Morgenthaler das Drama zurück ins Wohnen. Ihre Räume flüstern nicht, sie sprechen. Mal charmant, mal geheimnisvoll, aber nie monoton.

Dabei geht es ihr nicht um bloßen Stilbruch, sondern um Tiefe. Handgefertigte Keramik, eigens entworfene Oberflächen, Spiegelmosaike, die das Licht in kleine Kunstwerke verwandeln – alles wird maßgeschneidert, alles erzählt. Morgenthaler schafft Räume, die sich anfühlen wie Lieblingsplatten: wiedererkennbar, stimmungsvoll, ein wenig exzentrisch.

Arosa, aber anders
Eines ihrer wohl eindrucksvollsten Projekte ist die „sit hütte“ im bündnerischen Arosa. Man stelle sich eine klassische Berghütte vor – und dann das Gegenteil davon. Statt Lärchenholz und Hirschgeweih gibt es hier ein künstlerisches Statement: eine Boho-Bar mit Spiegelmosaik, überraschende Farbwelten, Mut zur Opulenz. Und doch verliert sich das Ganze nicht in bloßer Effekthascherei – Funktionalität bleibt, sie wird nur schöner verpackt.

Die „sit hütte“ ist ein gutes Beispiel dafür, wie Mexicola Living mit gängigen Vorstellungen bricht und neue Narrative schafft – selbst in einem Umfeld, das wie kaum ein anderes von architektonischen Klischees geprägt ist.

Design mit Haltung
Morgenthaler gehört zu einer neuen Welle von Gestalterinnen, die keine Angst davor haben, Raumgestaltung als Kunstform zu begreifen – mit allen Freiheiten, die das bedeutet. Sie denkt nicht in Schubladen, sondern in Dimensionen. Und so überrascht es nicht, dass ihr Studio mittlerweile Projekte in Boutique-Hotels, Restaurants und privaten Rückzugsorten umsetzt – immer mit dem Anspruch, Erlebnisse zu kreieren, nicht nur Lösungen.

Die Zukunft von Mexicola Living? Sie dürfte bunt bleiben. Und mutig. Und irgendwie ein bisschen magisch. Wie eine dieser seltenen Wohnungen, in die man kommt und sofort denkt: Hier wohnt jemand, der wirklich lebt.