Wer jemals versucht hat, eine Pizza mit Thunfisch-Carpaccio zu toppen, während über einem Palmenrauschen und sanfte Jazzklänge schweben, könnte auf Milaidhoo gelandet sein – oder im neuen Restaurant Azure, dem jüngsten Coup des kleinen Luxusresorts im Baa Atoll.

Inmitten des UNESCO-Biosphärenreservats liegt das winzige Eiland, auf dem Barfußlaufen nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht ist – und wo gutes Essen kein Beiwerk, sondern ein identitätsstiftender Kern ist.

Strandhütte mit Anspruch
Das Azure ist keine klassische „Eröffnung“. Es ist vielmehr ein weiteres Kapitel im kulinarischen Selbstverständnis von Milaidhoo, das seine Gäste seit neun Jahren mit Genussmomenten zwischen Indischem Ozean und Sternenhimmel verwöhnt.

Formal ist es ein Mittagsrestaurant, geöffnet zwischen 12 und 16 Uhr, praktisch jedoch ein Manifest für entspannten Luxus in Flip-Flops. Wer hier einkehrt, balanciert sein Glas Rosé auf sonnengewärmtem Teakholz, während zwischen den Zehen der feine Sand knirscht und sich irgendwo im Hintergrund der Ozean bemerkbar macht.

Die Pizza – eine Ode an die Malediven
Besonders mutig und dabei bemerkenswert gelungen ist die Signature-Pizza des Hauses. Sie kombiniert lokales Seafood mit überraschender Leichtigkeit: fangfrischer Hummer trifft auf würzigen getrockneten Fisch, maledivische Chilis auf handgepflückten Insel-Rucola. Die Basis bildet eine feurige Tomatensauce, die sich weder bei der Schärfe noch bei der Aromatik zurückhält. Es ist die Art von Gericht, die einem in Erinnerung bleibt – nicht weil sie laut ist, sondern weil sie ihre Geschichte leise und überzeugend erzählt.

Zwischen Sorbet und Sonnenuntergang
Der Mittag kann in Azure nur in einer Richtung enden: mit einem Sorbet. Nein, nicht irgendeinem, sondern mit einem, das so tropisch schmeckt wie eine Postkarte aussieht. Kokos, Hibiskus, Basilikum, Zitrone – jeder Löffel eine kleine Erfrischungsoffenbarung. Und wenn man ehrlich ist: Widerstand zwecklos. Dazu ein gut gemixter Cocktail – und schon fragt man sich, warum man je geglaubt hat, Dessert sei optional.

Milaidhoo – Insel für Eingeweihte
Natürlich ist Azure nur ein Puzzlestück im großen Milaidhoo-Mosaik. Die Insel – per Wasserflugzeug oder Schnellboot erreichbar – lebt von leisen Luxusgesten, architektonischer Sensibilität und dem Talent, das Authentische nie kitschig wirken zu lassen. Das Resort selbst umfasst 50 Villen, entworfen von einem maledivischen Architekten, alle mit Privatpool, alle mit Blick auf das, was man „Paradies“ nennt, wenn man keine Lust auf Übertreibung hat.

Kulinarisch war Milaidhoo nie schüchtern. Neben Azure gibt es das legendäre Ba’theli – ein auf Stelzen gebautes Restaurant-Ensemble in Form dreier Dhonis, das Gerichte serviert, inspiriert von der alten Gewürzroute. Hier wird nicht mit Fusion-Klischees kokettiert, sondern mit Respekt gekocht. Die Malediven zum Essen, nicht zum Instagrammen.

Was bleibt?
Milaidhoo ist kein Resort für alle. Es ist ein Ort für jene, die wissen, dass wahrer Luxus selten laut ist – und dass gutes Essen manchmal im Sand beginnt.