In Stuttgart ragt ein Turm gen Himmel, der nicht nur hoch hinaus will, sondern auch ziemlich gut aussieht dabei. Der Porsche Design Tower ist urbanes Designobjekt, Hotel mit Horizont und vielleicht das eleganteste Statement, das man in 90 Metern Höhe abgeben kann.
Wo früher der Verkehr rauschte, steht jetzt ein Versprechen
Der Pragsattel war bislang nicht unbedingt das Sinnbild urbaner Sehnsucht – mehr Knotenpunkt als Kulturort. Doch nun steht hier etwas, das die Sache deutlich aufwertet: ein Turm, der aussieht, als hätte ihn jemand aus einem Designstudio in die Realität kopiert – glatt, dunkel, selbstbewusst. Der Porsche Design Tower Stuttgart ist kein Gebäude, das um Aufmerksamkeit bettelt. Er hat sie einfach.

Entwickelt wurde das Ganze von der Bülow AG in Zusammenarbeit mit der Porsche Lifestyle Group. Und ja, man spürt die Herkunft. Der Turm wirkt wie ein 911er im Hochformat: schnörkellos, skulptural, mit dem festen Willen, niemals sentimental zu werden.
Reduktion ist keine Schwäche – sondern Stil
Die Fassade? Fast schon unverschämt glatt. Das Farbspiel? Dunkel und doch wandelbar. Von außen erinnert das Gebäude eher an ein riesiges technisches Artefakt als an ein klassisches Hotel mit Lobbycharme. Innen bleibt der Stil konsequent: Sichtbeton, Walnussholz, Grau in all seinen feinen Abstufungen. Und wenn irgendwo ein Kunstwerk hängt, dann ist es entweder eine minimalistische Fotografie eines Porsche-Modells oder ein Lichtspiel aus Design und Disziplin.

Die Hotelzimmer: Urbaner Rückzug mit Fernblick
Ab der 9. Etage gehört der Tower ganz dem Radisson Blu Hotel, das hier sein Upper-Upscale-Versprechen eingelöst hat – und zwar auf angenehm unaufgeregte Weise. Die Zimmer sind kompakt, zwischen 23 und 31 Quadratmetern groß, aber wunderbar durchdacht. Statt barocker Opulenz gibt’s klare Linien, raffinierte Materialien und Fenster, durch die man nicht guckt, sondern staunt.

Die Eckzimmer bieten Rundumblick, Standardzimmer unterscheiden zwischen Stadt- und Weinbergpanorama – eine reizvolle Wahl, bei der es kein falsch gibt. Und wer als Familie anreist, darf sich auf „Connecting Rooms“ freuen – mit Vorzimmer und Weitblick.
Balaustine: Die Granatapfelblüte ganz oben
Kulinarisches Herzstück des Hauses ist das Balaustine, ein Restaurant in der 10. Etage, dessen Name bereits verrät, dass es hier nicht um Spätzle geht. Die Küche: Modern Middle Eastern, mit Levante-Flair, viel Gewürzpoesie und einem klaren Credo: Teilen macht glücklich. Oder zumindest satt.

Serviert werden Mezze, Pita, geröstete Auberginen, Pulpo vom Grill, Falafel in leuchtendem Purpur, dazu mal ein Rinder-Kebab, mal ein Lachs-Orzotto. Dessert? Natürlich. Baklava-Croissant, Malabi Crème, Tahini Crème brûlée – süßer Eskapismus für Fortgeschrittene.
Der Raum dazu: warm, modern, mit orange-gelben Tönen, viel Holz, einer Showküche wie ein Schiffsbug – und einer der spektakulärsten Aussichten Stuttgarts. Ab April kann man auch draußen sitzen: 70 Plätze auf der Terrasse mit Himmel inklusive. Wer einen Tisch will, sollte reservieren – das Balaustine ist längst mehr als ein Hotelrestaurant.

Gastlichkeit mit Charakter – und Charakteren
Was sofort auffällt: Das Personal im Balaustine ist nicht nur professionell, sondern wohltuend präsent – freundlich, aufmerksam, mit einem feinen Sensorium für den Moment. Empfehlungen kommen nicht auswendig gelernt, sondern mit ehrlicher Begeisterung. Die internationale Gästeschar – vom Feinschmecker auf Geschäftsreise bis zum Architektur-Blogger mit Sneakern und Spiegelreflex – scheint sich hier ebenso zuhause zu fühlen wie der Stuttgarter Feingeist auf der Suche nach kulinarischer Horizonterweiterung.

Und ja, man sollte reservieren. Während unseres Aufenthalts war das Restaurant abends regelmäßig bis auf den letzten Platz besetzt. Wer spontan kommt, riskiert, auf die Terrasse verwiesen zu werden – was in lauen Nächten freilich kein Unglück, sondern fast ein Privileg ist.

Ein besonderes Detail, das uns nachhaltig beeindruckt hat: Unser Zwergdackel Karl-Friedrich wurde nicht nur toleriert, sondern charmant umsorgt – als wäre er selbst ein Stammgast. Ohne zu zögern stellte das Service-Team ein edles Keramikgefäß mit „Hundechampagner“ bereit (gemeint war stilles Wasser, aber Karl-Friedrich hat’s nicht gemerkt), arrangierte diskret eine ruhige Ecke – und schien ganz allgemein der Meinung zu sein, dass auch Vierbeiner ein Recht auf stilvollen Aufenthalt haben. Eine Haltung, die man nicht überall findet – und die den Unterschied macht.
Die Bar: ein Ort für Abende mit Silhouette
Direkt neben dem Restaurant liegt die Bar – durch eine Tür getrennt, gestalterisch aber auf gleichem Niveau. Walnussholz, organisch geformte Deckenelemente, geometrische Kontraste. 60 Plätze, zwei bodentiefe Fensterfronten, die sich im Sommer vollständig öffnen lassen. Dazu eine Karte, die Cocktail-Klassiker mit dem ein oder anderen Levante-Twist versieht. Kurz gesagt: Ein Ort, an dem man bleiben möchte – auch wenn man gar nicht im Hotel wohnt.

Tagungen mit Modellnamen
Einen Stock tiefer befinden sich die Meetingräume. Und während man normalerweise bei der Erwähnung von Konferenzetagen innerlich abschaltet, darf man hier kurz zuhören: Die Räume heißen „Boxster“, „Panamera 2“ und dergleichen, sind mit edlem Eukalyptusfurnier ausgekleidet und bieten bis zu 300 Personen Platz. Das ist nicht revolutionär – aber angenehm stilvoll.
Design, das Verantwortung trägt
Und ja, der Turm denkt auch nachhaltig. Ökostrom, energiesparende Systeme, ein Vogelschutzglas, das fast poetisch „Ornilux“ heißt – und dafür sorgt, dass Stuttgarts Flügelträger nicht schmerzhaft mit der Moderne kollidieren. Die angestrebte Gold-Zertifizierung der DGNB versteht sich da fast von selbst.
Fazit: Groß gedacht, fein gebaut
Der Porsche Design Tower Stuttgart ist kein Gebäude, das sich erklärt. Er steht einfach da – wie ein architektonisches Selbstbewusstsein in Reinform. Mit dem Radisson Blu Hotel und dem Balaustine Restaurant hat Stuttgart ein neues Kapitel aufgeschlagen, das Design, Kulinarik und Stadtentwicklung auf einem sehr hohen Niveau zusammenführt.
Wer hier übernachtet, konferiert, diniert oder einfach nur vorbeischaut, merkt schnell: Das ist nicht der nächste Hotelturm. Das ist ein Ort mit Haltung. Ein Turm mit Perspektive. Und vielleicht das eleganteste Versprechen, das Stuttgart seit Langem gemacht wurde.