Eine Sammlungsausstellung in der GfZK Villa Leipzig widmet sich dem poetischen Potenzial des Offenen

Die Sammlungsausstellung der GfZK Villa in Leipzig thematisiert mit Werken von über 15 Künstlerinnen und Künstlern das Spannungsfeld zwischen individueller Entfaltung und gesellschaftlichen Strukturen. Performances, Installationen und ein vielseitiges Vermittlungsprogramm laden dazu ein, Spielräume als politische und ästhetische Möglichkeitsräume zu verstehen.
Bildnachweis: Suse Weber, Formel:Marionette Leipzig, 2017, Installation und Performance / installation and performance, Foto / photo: Wenzel Stählin Bildnachweis: Suse Weber, Formel:Marionette Leipzig, 2017, Installation und Performance / installation and performance, Foto / photo: Wenzel Stählin
Bildnachweis: Suse Weber, Formel:Marionette Leipzig, 2017, Installation und Performance / installation and performance, Foto / photo: Wenzel Stählin

Ein Museum ist kein Kinderspielplatz – und doch kreist die neue Sammlungsausstellung in der GfZK Villa in Leipzig um genau das: Spielräume. Nicht im naiven Sinn der puren Ausgelassenheit, sondern als ernsthafte Frage danach, wo und wie sich Menschen entfalten dürfen. Und vor allem: unter welchen Bedingungen.

Dass Spielräume nicht vom Himmel fallen, sondern erkämpft, behauptet und verteidigt werden müssen, ist der gedankliche Anker dieser klug kuratierten Zusammenstellung. Kuratiert von Julia Eckert und Franciska Zólyom, gestaltet von Katharina Köhler und Studio Baustein, versammelt die Ausstellung künstlerische Positionen, die sich nicht mit der Oberfläche gesellschaftlicher Realität begnügen. Sie bohren tiefer. Sie fragen nach Macht und Teilhabe, nach Sichtbarkeit, Identität und institutionellen Strukturen – mal leise, mal laut, mal analytisch, mal verspielt.

Vielfalt als Haltung

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Die Liste der vertretenen Künstlerinnen und Künstler liest sich wie ein Kaleidoskop zeitgenössischer Perspektiven: Carola Dertnig, Mandy Gehrt, Martin Kippenberger, Frank Maibier, Blinky Palermo, Rory Pilgrim, Peter Puklus, Tilo Schulz, Gabriele Stötzer, Daniel Theiler, Hayahisa Tomiyasu, Rosemarie Trockel, Suse Weber, Anna Witt, Haegue Yang, Moira Zoitl. Sie arbeiten mit Zeichnung, Installation, Video, Fotografie, Performance oder Konzeptkunst – und verweigern sich zugleich einer einfachen Kategorisierung. Denn was sie verbindet, ist weniger ein formaler Nenner als ein kritisches Interesse an den Bedingungen, unter denen Kunst (und Leben) stattfindet.

Da wird das Museum selbst zur Versuchsanordnung: nicht als neutraler Präsentationsort, sondern als Raum voller Reibung, voller Geschichten, voller blinder Flecken. Die Ausstellung scheut sich nicht, diese Infragestellungen sichtbar zu machen – mit einer Offenheit, die auch vor der eigenen Institution nicht Halt macht.

Formel:Marionette – oder: Wer zieht hier die Fäden?

Besondere Aufmerksamkeit verdient die Arbeit „Formel:Marionette – Leipzig (2017)“ von Suse Weber, die im Rahmen dreier Performancetermine mit Studierenden der Bauhaus Universität Weimar wiederbelebt wird. Hier tanzt das Konzept der Spielräume geradezu wörtlich über die Bühne: mit Menschen, Masken, Gesten – und der Frage, wer eigentlich wen bewegt. Ein theatrales Spiel mit politischen und ästhetischen Untertönen, das die Hierarchien zwischen Performerinnen, Zuschauerinnen und Raum ins Wanken bringt.

Lernen im Dialog

Dass Vermittlung hier nicht als pädagogisches Beiwerk verstanden wird, zeigt das ambitionierte Rahmenprogramm: In Kooperation mit Leipziger Initiativen, Schulen und Hochschulen soll gemeinsam erkundet werden, wie inklusive Museumsarbeit heute aussehen kann. Wer spricht? Wer hört zu? Und wie lassen sich Barrieren abbauen – nicht nur architektonisch, sondern auch im Denken?

Ein Archiv des Widerständigen

Die GfZK-Sammlung selbst ist ein vielstimmiges Archiv widerständiger Perspektiven. Sie entstand aus Schenkungen ostdeutscher Künstlerinnen, die zu DDR-Zeiten abseits offizieller Institutionen arbeiteten, und wurde ergänzt durch Werke westdeutscher Nachkriegsmoderne. Viele Arbeiten verhandeln Themen der Nachwendezeit und spüren dem Lokalen im Globalen nach – mit einem Blick, der sich nicht scheut, auch unangenehme Fragen zu stellen.

Diese Ausstellung ist kein Museumsselfie wert – sondern einen langen Blick.

Als Teil der Ausstellung finden an drei Terminen Performances der Künstlerin Suse Weber im Rahmen ihrer Arbeit Formel:Marionette – Leipzig (2017) statt:

Samstag, 10. Mai 2025, 18–24 Uhr
(mit Studierenden des Studiengangs Public Art and New Artistic
Strategies, Bauhaus Universität Weimar)
Donnerstag, 27. November 2025, 18 Uhr
Sonntag, 29. März 2026, 15 Uhr

12. April 2025 – 29. März 2026
Galerie für Zeitgenössische Kunst
Museum of Contemporary Art
Karl-Tauchnitz-Straße 9–11
04107 Leipzig I www.gfzk.de

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