Wenn SeonHee Kim Licht zum Thema macht, dann nicht als bloßes Medium, sondern als metaphysische Substanz, als spürbare Haut zwischen Wahrnehmung und Welt. Ihre neueste Installation in Basel entfaltet genau das: eine stille Dramaturgie des Unsichtbaren. Vom 17. bis 22. Juni 2025 verwandelt sich der Kunstraum „Deraum“ in der Erlenstrasse 45 in einen Erfahrungsraum zwischen Sinnlichkeit und Reflexion, täglich von 17 bis 20 Uhr zugänglich.
Immersive Kunst: Wenn Licht zur Berührung wird
Kim, die ihren MFA in 3D Design an der Cranbrook Academy of Art erworben hat, ist eine Architektin des Ephemeren. Ihre Installation in Basel nutzt Materialien, die Licht nicht nur sichtbar, sondern auch taktil und auditiv erfahrbar machen. Besucher sind eingeladen, die Galerie nicht zu betrachten, sondern zu durchqueren. Was entsteht, ist ein Dialog zwischen Licht und Körper, Raum und Resonanz. Es ist eine Einladung zum Erleben, kein bloßes Betrachten.
Die Leere als Fülle: Philosophische Grundlagen
Im Zentrum von Kims Arbeit steht das Konzept des „Voids“. Doch die Leere, wie sie hier gemeint ist, ist kein Vakuum, sondern ein dichter Raum des Möglichen. Wer sich an Maurice Merleau-Ponty erinnert fühlt, liegt richtig: Auch Kim denkt Körper, Wahrnehmung und Welt als untrennbar. Die Installation ist dabei weniger Objekt als atmosphärisches Ereignis.
Reduktion als Reiz: Licht als quasi-wissenschaftliches Phänomen
Bekannt wurde Kim durch Ausstellungen wie „Light After Corner“ (2022) und „Actually, Actualness of Actuality“ (2024), in denen sie Licht als spürbare Struktur erfahrbar machte. Ihre Materialien scheinen den physikalischen Gesetzen zu entgleiten: Papier, das der Schwerkraft zu trotzen scheint, Raum, der sich wie ein lebendiger Organismus verhält. Es ist eine Form der Materialreduktion, die an die minimalistische Schule erinnert, aber mit einer synästhetischen Erweiterung spielt.
Neuerscheinung: Die Monografie „Of Light“
Wer tiefer eintauchen möchte, dem sei Kims neu erschienene Monografie „Of Light“ empfohlen. Das Buch bietet nicht nur dokumentarische Einblicke in ihre Installationen, sondern auch einen Blick auf ihren Arbeitsprozess, ihre Materialwahl und die philosophischen Prämissen ihres Werks. Es ist das gedruckte Gegenstück zur Immersion – leise, präzise und nachhallend.