Der „101 Hoteliers’ Wine Choice“ ist mehr als eine exklusive Cuvée. Es ist eine Liebeserklärung an Gastlichkeit, Handwerk und das Hochamt des guten Geschmacks.
Ein Weintag, wie aus der Zeit gefallen
Wenn sich Spitzenhoteliers und Sterneköche in die windstillen Hänge der Mosel zurückziehen, wenn feine Tropfen nicht nur verkostet, sondern gewählt werden – dann geschieht etwas, das sich kaum in klassische Branchenschubladen einsortieren lässt. Der erste „101 Selection Wine Day“, der auf dem renommierten Weingut Markus Molitor in Zeltingen-Rachtig stattfand, war weniger ein Event als vielmehr eine Inszenierung. Eine vinophile Choreografie, in der sich die Idee von Exzellenz, Sinnlichkeit und handwerklicher Perfektion zu einem Erlebnis verdichtete, das ebenso gut auf Seide wie auf Schiefer stattgefunden haben könnte.
Der Anlass? Die Kür des allerersten „The 101 Hoteliers’ Wine Choice“ – eines Weines, der nicht in den üblichen Verkaufskanälen auftaucht, sondern ausschließlich in den handverlesenen Häusern der „101 Besten Hotels“ und über deren eigene Kanäle erhältlich sein wird. Keine Massenware, kein Lifestyle-Label mit zweifelhaftem Marketingversprechen, sondern ein Sammlerstück: auf 1.111 Magnumflaschen limitiert, einzeln nummeriert, etikettiert wie eine kleine Ikone der Gastlichkeit.

Ein Wein als Kompass für Qualität
Der Kopf hinter der Idee ist Carsten K. Rath, ein Mann, der in der Hotellerie ungefähr das ist, was ein Grand Cru für die Weinwelt bedeutet: selten, erfahrungsgetränkt und stilprägend. Mit der jährlich erscheinenden Liste der „101 Besten Hotels“ hat er längst ein Gütesiegel für anspruchsvolle Reisende etabliert. Nun erweitert er das Konzept um eine genussvolle Dimension – einen Wein, der nicht nur von den besten Hoteliers ausgewählt, sondern auch für deren Gäste gedacht ist. Für jene, die sich nicht nur an Zimmerkategorien, sondern an Geschichten und Haltungen orientieren.
Zur Seite steht ihm Johannes Weber, ein Sommelier mit Hotelmanagement-Genen. Weber versteht Wein nicht als Statussymbol, sondern als Ausdruck von Identität. Seine Auswahlkriterien sind präzise, fast poetisch: Der Wein müsse Charakter haben, Tiefe, ein gewisses Leuchten. Und vor allem müsse er das Lebensgefühl verkörpern, das den „101 Besten“ gemeinsam ist – die kultivierte Form der Leichtigkeit.
Molitor: Die Bühne aus Schiefer und Licht
Man hätte keinen besseren Ort wählen können als das Weingut Markus Molitor. Eingebettet in die sattgrünen Hänge der Mittelmosel, umweht vom Duft reifer Rieslingtrauben und dem sanften Plätschern des Flusses, ist dieser Ort eine Art geologisches Gedicht. Hier wird der Boden ernst genommen, die Zeit respektiert und der Wein nicht erzeugt, sondern gelesen. Markus Molitor selbst ist kein Mann der großen Gesten, aber ein Meister der feinen Nuancen. In seinen Kellern lagern nicht nur Jahrgänge, sondern Weltanschauungen.

Der Tag begann mit einem Aperitif, der mehr war als ein Begrüßungsschluck: eine Einladung zur Haltung. Es folgte eine Tour durch die Kellergewölbe, durch Barriques und Bottiche, durch Geschichten von Ernte und Eleganz. Höhepunkt war die „101 Best Choice“-Parzelle – eine exklusive Rebfläche, die eigens für diesen Anlass ausgewählt wurde. Hier, so heißt es, wachsen Trauben, die schon im Saft eine gewisse Gravitas mitbringen.
Der Wein der Auserwählten
Am Ende fiel die Wahl auf einen 2023er Wehlener Klosterberg Pinot Blanc – einen Weißburgunder, der im Glas so still wie selbstbewusst daherkommt. Kein lauter Blender, sondern ein Wein mit Contenance. Florale Noten, dezente Frucht, dazu eine mineralische Tiefe, die an nasse Kiesel erinnert – ein Wein, der Flüstertöne beherrscht, aber lange nachhallt.
Diese Entscheidung traf keine Jury, sondern eine versammelte Community aus Hoteliers, Sommeliers und Gastronomen. Jeder Schluck war eine kleine Abstimmung, jeder Blick ein subtiles Votum. Und als am Ende des Tages der Wein offiziell gekürt wurde, war die Begeisterung so greifbar wie die ersten Bestellungen: Über die Hälfte der Flaschen war bereits reserviert.
Gastlichkeit in Flaschenform
Die Vision hinter dem „101 Hoteliers’ Wine Choice“ ist nicht der schnelle Ruhm, sondern die langsame Destillation einer Idee: Gastlichkeit als Gesamterlebnis, als sinnlicher Code, der weit über Service und Ausstattung hinausgeht. Der Wein ist das Symbol dafür – nicht als Werbegag, sondern als kulinarischer Kompass. Jedes Jahr soll ein neuer Wein entstehen, immer aus einem einzigen Fass, immer gemeinsam gewählt von jenen, die wissen, dass der wahre Luxus nicht laut sein muss.

Dass jede Flasche in eine Holzkiste gebettet, mit einem Echtheitszertifikat versehen und individuell nummeriert wird, ist dabei kein Snobismus, sondern ein Versprechen. Ein Versprechen an jene Gäste, die in einem Hotel nicht nur ein Bett, sondern eine Haltung suchen. Und an Sammler, die wissen: Das Beste ist oft das, was sich nicht beliebig reproduzieren lässt.
Finale im Schloss – wo sonst?
Der Ausklang des Tages fand im Hotel Schloss Lieser statt – ein historisches Anwesen mit dem Charme eines gut erzählten Romans. Bei einem mehrgängigen Dinner, das in seiner Komposition so präzise wie mühelos wirkte, wurde der neue Wein erstmals zur Speisenfolge serviert. Es war ein Abend, bei dem selbst die Servietten gewirkt hätten, wenn sie könnten. Und ein leiser Triumph für ein Projekt, das zeigt: Wenn Hoteliers Wein machen, dann nicht halbherzig, sondern mit der Ernsthaftigkeit eines gut geführten Concierge-Desks.
Der Wein mit Seele
Was bleibt, ist mehr als ein Ereignis. Es ist die Geburt eines Rituals, das künftig Jahr für Jahr die Brücke schlagen will zwischen exzellenter Hotellerie und exzellenter Winzerkunst. Der „101 Hoteliers’ Wine Choice“ ist kein Label für jedermann. Aber für jene, die in einem Schluck die Haltung eines Hauses erkennen wollen – genau das Richtige.