Zwischen Birken und Farn, irgendwo im grünen Dunstkreis Hamburgs, liegt ein Haus, das sich nicht schüchtern ins Dickicht duckt, sondern selbstbewusst dagegenhält – mit scharfen Kanten, rauem Ton und schwerem Material. Villa Neo, entworfen von Querkopf Architekten, ist kein Haus, das gefallen will. Es ist eines, das Haltung zeigt. Beton, sagt es, ist das neue Holz – wenn man nur weiß, wie man ihn sprechen lässt.

Drei Sichtbetonkuben an der Straßenseite geben sich verschlossen, fast abweisend. Kein Fenster, kein Spalt – als wolle das Gebäude den Blick nach innen verweigern, um den Gedanken nach außen freien Lauf zu lassen. Wer das Haus betritt, entdeckt auf der Rückseite ein völlig anderes Gesicht: Glasflächen, Licht, Offenheit. Es ist dieser Gegensatz, der den Charakter der Villa Neo prägt. Aufgeräumt, fast meditativ, steht sie im Schatten hoher Bäume – und altert dabei mit Würde. Denn Beton war keine Notlösung, sondern Konzept: robust gegen Feuchtigkeit, offen für Patina.

Der Beton wurde nicht irgendwo vorproduziert, sondern direkt auf der Baustelle gegossen. Warum? Weil nur so die Wände nahtlos, wie aus einem Guss, entstehen konnten. Dehnfugen? Verbannt. Fertigteile? Verzichtet. Stattdessen: skulpturale Konsequenz. Besonders spektakulär – und technisch heikel – ist das auskragende Obergeschoss, ein rund 400 Tonnen schwerer Betonkörper, der auf drei V-Stützen balanciert. Diese mussten von einer Spezialfirma eingeschweißt und mit Volleisen gefüllt werden – ein Kraftakt, der dem Gebäude seine schwerelose Massivität verleiht.

Ein zentrales Element der Konstruktion war der Schöck Isolink – ein unscheinbares, aber hochwirksames Bauteil aus Glasfaserverbundwerkstoff, das thermische Trennung ermöglicht und gleichzeitig strukturelle Stabilität garantiert. Die Fachleute der BIBO Stahlbetonbau GmbH mussten ihn in minutiöser Feinarbeit direkt in den Ortbeton integrieren – ein Novum in Deutschland. Unterstützt wurden sie dabei von Schöck, die mit Pull-Out-Tests auf der Baustelle gleich noch einen wissenschaftlichen Beweis der Haltbarkeit mitlieferten. Der Clou: Der Isolink ist deutlich wärmeeffizienter als Stahl, dabei leichter, korrosionsfrei – und perfekt für Passivhausstandard.

Selbst das Betonieren wurde zur Kunstform. Mit PVC-Rohren, Selbstverdichtungsbeton und einem feinen Gespür für Fallhöhen sorgte man dafür, dass selbst die massiven Wände nicht entmischten. Ganze 30 Quadratmeter wurden in einem Guss verarbeitet, um Fugen und Farbunterschiede zu vermeiden – mit Erfolg: Die Oberfläche gleicht einem Betonteppich mit sägerauber Textur, fast wie ein Holzschnitt in überdimensionalem Maßstab.
Was bleibt, ist ein Haus, das mehr Skulptur als Unterkunft ist. Ein Bauwerk, das sich dem Wald nicht anbiedert, sondern ihn ernst nimmt – indem es seine Spuren sichtbar macht. Feuchtigkeit, Moos, Alterung: willkommen. Die Villa Neo ist ein Manifest der Dauerhaftigkeit, eine archaische Geste aus Beton, Stahl und Licht.
Und ganz nebenbei ein architektonisches Statement dafür, dass Widersprüche – wie hier zwischen Technik und Natur – nicht gelöst, sondern gelebt werden sollten.
Architekt: Querkopf Architekten, Hamburg
Bauunternehmung: BIBO Stahlbetonbau, Hamburg
Schöck Produkte: Schöck Isolink Typ C-EH und Typ C-ED